Tradition

Seit Tagen ärgert mich mein WLAN, es fällt ständig aus und schafft es zu bestimmten Zeiten nur mit höchster Anstrengung, das ich mit ALEXA kommunizieren kann, nein es liegt nicht am neuen Anbieter der ist sehr gut. Der Grund dafür ist bei mir gleich um die Ecke, dort herrscht im Moment zum 185 x bayerische Gemütlichkeit, Stimmung und Tradition. Keine Ahnung was ich meine?? Also gut noch ein paar Tipps: Wochen im Voraus rüstet die Stadt schon im Vorfeld auf, es werden Straßen gesperrt und das Gelände gleicht einer Baustelle in einem Hochsicherheitstrackt. Der Einzelhandel vermarktet alles was nur annähernd mit Tradition was am Hut haben könnte, Lebensmittel, Bekleidung, alltägliche Gebrauchsgegenstände, und, und, und, ob für Hund oder Frauchen es ist für alle was dabei!

Nein es dreht sich nicht um Weihnachten, der Wahnsinn kommt erst, hier weitere Tipps: Am Eröffnungstag strömen Tausende in aller Früh vor den Haupteingang um bei der offiziellen Eröffnung dabei sein zu dürfen, dafür wird teilweise über sechs Stunden gewartet um einen Platz zu erhaschen. Touristen aus allen Kontinenten überfluten die Stadt und mieten sich überall ein wo noch ein Bett frei ist. Campingplätze sind randvoll belegt und wer keine Unterkunft mehr bekommt, schläft einfach da wo er gerade umfällt, eventuell unter medizinischer oder polizeilicher Aufsicht. Der Anblick der Bekleidung lässt vermuten es wäre Fasching, aber weit gefehlt. Es wird alles getragen was nur annähernd traditionell sein könnte, dummerweise hat sich in diesem Fall die Tradition schon lange verabschiedet!

 

 

Fast egal zu welcher Tageszeit ich meine Fenster öffne, es weht immer ein Duft von Zuckerwatte, gebrannten Mandeln und Brathuhn in meine Zimmer. Stimmungsvolle Gesänge (lautes Gröllen) begleitet mein Einschlafen am Abend, aber meistens werden sie von den Sirenen der Rettungsdienste übertönt, die sich im Dauereinsatz befinden. Natürlich meine ich das allseits beliebte und bekannte Oktoberfest, die Tradition im Kampftrinken und intensiv ausgelebtes Brunftverhalten der Besucher, diese immer höher, schneller, aggressiver und natürlich kostspieliger werdende Veranstaltung, der Ausnahmezustand für mindestens 16 Tage.

Jetzt könnte man meinen das ich das Oktoberfest nicht mag, dass stimmt so aber nicht. Ich fand es vor ein paar Jahren noch schön, als man beim Aufbau der Zelte, Buden und Fahrgeschäfte über das Gelände schlendern und Neuheiten bestaunen konnte. Mittags in Ruhe in einem Zelt oder einer Arbeiterkantine Brotzeit machen und nur Touristen trugen Dirndl und Lederhosen der Marke „Made in China“. Sicher gab es damals auch Promis, mit elitären Getränken und Skandalen, aber es war alles noch im sprichwörtlichen Rahmen und stimmungsvoller als heute.

Die Gemütlichkeit und die Tradition haben sich verabschiedet, wahrscheinlich übergeben sie sich auf Grund des ausgearteten Spektakels, die gute Stimmung hat den ordinären Bruder geschickt und die bayerischen Spezialitäten werden wahrscheinlich auch bald aus Angst vor den Vegetariern das Weite suchen. Das Einzige was wie eh und je noch da ist, ist das Bier, aber wer weiß wie lange noch, vielleicht wird in ein paar Jahren nur noch Hugo oder Spritzz in ein Liter Krügen verkauft werden, warten wir es ab!!

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