Eiszeit oder nach der Jahresabrechnung

Der Tag fing friedlich an, die Sonne schien und kein dunkler Gedanke machte sich in meinem Kopf breit. Bis zu dem Moment, als mir die Jahresabrechnung von Gas und Strom auf den Tisch flatterte. Stimmt, hatte ich total vergessen war schon wieder soweit. Ich bevorzuge immer noch Rechnungen auf Papier, ist mir lieber als irgendwo auf einem Server, in der Beziehung bin ich altmodisch und leider sowas von nicht umweltbewusst. Kurz und kräftig noch einmal durchgeatmet, dann den Brief des „Verderbens“ geöffnet und Schnappatmung bekommen!

Da stand nicht das geringste von „Ihr Guthaben“, da stand „offener Betrag….“ Mein Kreislauf kollabierte mal kurz und meine Denkmaschine lief sofort auf Hochtouren, wieso Nachzahlen hatten wir wieder mehr Energie verbraucht? Genauere Besichtigung der Rechnung ergab ein klares NEIN, aber die Kosten waren gestiegen, das bedarf drastischer Maßnahmen um den Verbrauch zu senken.

Ich sah mich um, da gab es sicher jede Menge Stromfresser die ich noch eliminieren konnte, wie vielleicht den Backofen. Ich ging radikal vor und inspizierte Zimmer für Zimmer. Punkt eins, die Heizung an der Gastherme wurde gesenkt, wer braucht schon 22 Grad in der Wohnung, 16 Grad reichen vollkommen aus und dicke Jacken sind auch vorhanden. Da ich schon zum größten Teil Stromleisten mit Kippschaltern habe, erleichterte es die Sache ungemein, einfach Zack die Schalter auf Off und gut ist. Dabei vergaß ich aber das mein Router und das Festnetztelefon auch von einer dieser Leisten mit Strom versorgt wurde. Das bemerkte ich erst viel später als ich in´s Internet wollte und keine Verbindung hatte, dann meinen Netzanbieter (über Handy) anrief, er solle gefälligst die vertraglich vereinbarte Leistung erbringen. Aber das war wie erwähnt erst viel später.

Jetzt drehte ich erst einmal die Hälfte der Glühbirnen aus den Lampen und statt drei leuchtete nur noch eine an der Deckenlampe, mit diesem Radikalschema machte ich weiter. Der Kühlschrank wurde etwas kleiner gestellt und alle Stecker die sinnlos Strom verbrauchten gezogen. Meinen Sohn ermahnte ich auf das Allerschärfste kein unnötiges Licht brennen zu lassen, den verdammten PC auszuschalten und die Kühlschranktür nicht so lange offen zu lassen bis Pinguine kommen. Am Ende dieser Aktion war ich hochzufrieden mit mir, das war Tag eins! Tag zwei begann damit das ich verschlief, da mein Radiowecker ohne Strom nicht wecken konnte. Aus dem Bett gehastet, die Kaffeemaschine an, noch schnell das Handy an das Ladekabel angeschlossen und dann ab in das Bad. Als ich wieder rauskam kein frischer Kaffee, Akku vom Handy auf 2%, klar hatte vergessen den Kippschalter an der Stromleiste auf ON zu schalten, ich übelst angefressen! Gedanklichen Merkzettel geschrieben -Stromleiste in der Küche NICHT ausschalten-! Tag drei war morgens entspannter, hatte Kaffee und nicht verschlafen der Tag konnte kommen. Eigentlich hätte ich die Waschmaschine einschalten müssen, aber verschoben auf die nächsten Tage bis die Trommel so richtig voll war.

Abends tastete ich mich mit äußerster Vorsicht durch die Wohnung, da ich die Beleuchtung auf das mindeste reduziert hatte. Beim Abendessen gab es Kerzen auf dem Esstisch, das machte die Sache gemütlicher und ich musste nicht sehen was auf dem Teller lag, ich wusste es hatte ja gekocht. Der Vorteil der Kerzen war zusätzlich, das sie das Zimmer ein wenig erwärmten, denn seit die Heizung gedrosselt war herrschte gefühlte Eiszeit in meiner Wohnung. Es bedarf schon einer zweiten Jacke um nicht zu frieren, aber ich sparte Energie. Ich fror auch noch im Bett weiter, da ich mich strikt weigerte meine Heizdecke auch nur kurz einzuschalten und für eine Wärmflasche war ich ebenfalls zu geizig. Tag vier war auch mein Sohn so in das Sparprogramm involviert, das er mir pausenlos die noch vorhandene Beleuchtung ausschaltete, selbst wenn ich noch im Raum war 🙁 Auf mein erbostes „Spinnst du jetzt sehe ich nicht´s mehr“ kam von ihm nur „Kennst dich doch in der Wohnung aus, brauchst kein Licht“. Nachdem ich fünf Tage lang versucht habe mit dicken Socken im Bett zu schlafen, mir im stockdunklen Flur meine Zehen und das Schienbein so angeschlagen habe das mir sofort übel wurde, die Wäsche in der vollen Waschmaschine nicht sauber wurde, beschloss ich meine drastischen Sparmaßnahmen ein wenig zu lockern.

Die Heizung wurde wieder etwas höher gestellt und in den Lampen eine weitere Glühbirne aktiviert, die Beleuchtung ist zwar immer noch etwas schummrig aber ich finde den Weg durch die Wohnung ohne weitere blaue Flecken. Natürlich versuche ich weiter zu sparen, aber ich kenne mich, im Laufe des Jahres vergesse ich ab und zu meine Sparmaßnahmen und bekomme bei der nächsten Jahresabrechnung vielleicht wieder Schnappatmung.

Übrigens habe ich gestern bei meiner Nachbarin geläutet, Kaffeefilter betteln, sie war in einen extrem dicken Bademantel gehüllt als sie die Wohnungstür öffnete. Das Erste was mir auffiel als sie die Tür öffnete war die eisige Kälte die aus ihrer Wohnung strömte, im Gegensatz dazu war es im Hausflur angenehm warm. Ich fragte „Heizung ausgefallen?“ und sie meinte nein die Heizkosten waren so hoch, Sparmaßnahmen!

Energiesparen ist extrem wichtig, keine Frage, aber wenn es die Lebensqualität im Extremfall so sehr beeinträchtigt das ich mich in keinster Weise mehr wohlfühle, dann läuft etwas schief. Natürlich werde weiter Energiesparen, den auch ein kleiner Beitrag dazu ist besser als überhaupt keiner, aber ohne Frostbeulen und ohne Blessuren. Übrigens wenn sich Besuch ankündigt werden ein, zwei Glühbirnen zusätzlich aktiviert, sonst ist die Unfallgefahr vielleicht zu hoch! 😉

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