Freunde

Was sind gute Freunde, wie erkennt man sie? „Guten Freunden gibt man ein Küsschen“, wer kennt ihn nicht den Spruch aus der Werbung. Sind es jene die einen mitten in der Nacht unverhofft mit Pizza und Wein aus dem Bett werfen oder solche die tagein, tagaus vermeintlich unterhaltsame Bilder und Videos auf das Handy schicken? Vielleicht kommen aber dann doch die Leute in Frage, die einem beim Streichen der Wohnung helfen, auch wenn sie nach einer halben Wand die Motivation verlässt, uns aber stimmgewaltig anfeuern weiter zu machen und nebenbei den Kaffee wegtrinken und die letzte Zigarette rauchen. Schwierige Frage was sind wirklich gute Freunde? Ist es die langjährige Freundin die sich nach etlichen Monaten Funkstille, beider Seiten, unverhofft wieder meldet und es passt wie früher?

Nach einer sehr, sehr langen Krankheit hatte ich festgestellt, dass keiner meiner sogenannten Freunde mehr zu mir stand. Alle haben sich nach und nach nicht mehr gemeldet und ich habe mich lange gefragt warum das so war. Ich verstand nicht warum man mich in meiner schwersten Zeit alleine ließ. Mittlerweile weis ich, das es Freunden irgendwann Zuviel wird wenn man sie ständig mit seinem Leid belästigt, das geht mal eine kurze Zeit aber bitte nicht auf Dauer. Sie sind ja nicht mit einem befreundet weil man so super jammern und heulen kann. Der anfängliche Trost hält sich nach einiger Zeit irgendwann in Grenzen, bis man keinen mehr bekommt. Jetzt sollte man doch bitte wieder normal werden, das ganze Getue mit der Krankheit, Liebeskummer oder Trauer, geht doch langsam aber sicher auf die Nerven.

 

 

Ich habe einen sehr guten Freund, einen wirklichen Seelengefährten, wir sehen uns nur ein paar Mal im Jahr, mal mehr mal weniger. Das liegt nicht daran das wir beide kein Interesse haben uns öfters zu treffen, sondern das es seine Gesundheit meist unmöglich macht. Er steht nicht in der Nacht vor meiner Tür und plündert meinen Kühlschrank oder dergleichen, aber er ist immer für mich da! Ich kann ihm immer meinen Kummer, meine Ängste und Hoffnungen und alles was mich bedrückt mitteilen und er hat dafür immer Verständnis, Trost und hoffnungsvolle Worte, auch wenn es ihm selber sehr schlecht geht und das ist noch bei weitem sehr untertrieben. Auch ihm haben alle seine Freunde den Rücken gekehrt, um sein Leid nicht ertragen und womöglich Beistand leisten zu müssen, keiner von denen meldet sich und fragt wie es ihm geht. Ich weis er hat noch einen sehr, sehr schweren Weg vor sich und ich bin mir ganz sicher er wird ihn schaffen. Natürlich braucht auch er ab und an ein paar aufmunternde, tröstende Worte die ihm Mut, Hoffnung und Kraft geben, aber das ist kein Problem dafür sind wir gute Freunde und immer für einander da.

Was stand vor kurzem auf meinem Kalenderblatt: „Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem alles toll ist, sondern der ohne den alles blöd ist.“