Morgenstund

Meinen wirklich aller größten Respekt haben die Menschen, die morgens aus dem Bett springen, ansprechbar und fit sind. Das ist doch nicht normal, zumindest nicht bei mir. Je nachdem wie erholsam mein Schlaf in der Nacht war, krieche oder krabbel ich aus meinem Bett, an manchen Tagen würde ich mich am liebsten nur noch seitlich heraus fallen lassen. Wie erwähnt es kommt bei mir immer auf die Schlafqualität an, meistens ist sie nicht berauschend, darum oftmals der Gedanke an die seitliche Rolle aus dem Bett (würde auch keiner sehen).

Danach schlurfe ich in die Küche Kaffeemaschine einschalten und kurz ins Bad. Meistens bin ich alleine in der Wohnung und keiner läuft mir über den Weg, dass ist auch gut so, denn mein morgentlicher Anblick im Badezimmerspiegel ist für mich schon eine Herausforderung! An den Tagen wenn mein Expartner Zuhause ist, hoffe ich immer inständig das er mir morgens nicht über den Weg läuft, das ist für uns beide kein Highlight des Tages! Er war schon und ist immer noch der Typ Mensch, der einem in voller Lautstärke ein freundliches „Guten Morgen“ entgegen brüllt. Diese hohen Dezibel sind absolutes Gift für meine Ohren wenn ich gerade aufgestanden bin und ich schnauze ein „Morgen“ zurück.

Ich will und vor allem kann ich morgens nicht reden, denken, nett und schon gar nicht höflich sein. Ich möchte nur meinen Kaffee (möglichst viel) und meinen Frieden, keine Gespräche, keine Anrufe keine Mails. Das klappt größtenteils auch ganz gut, denn das das Handy ist außer Reichweite und auf stumm geschaltet und wird erst wieder vollständig aktiviert wenn ich sinnvolle Sätze bilden kann und nicht irgendwelchen grammatikalischen Müll von mir gebe. Es ist wirklich vernünftig und für alle gesünder, mich morgens einfach zu ignorieren, dann klappt das auch mit dem Tagesanfang.

Ab und an verirren sich aber uneingeweihte Lebensmüde an meine Wohnungstür und klingeln, wie Paketzusteller oder Mitglieder einer gemeinnützigen Organisation bei der man spenden sollte. Da ich immer noch aussehe als hätte mich eben ein Bus überrollt und gepflegte Konversation nicht einmal in greifbarer Nähe ist, kann ich mich darauf verlassen das die selbe Person kein 2.mal bei mir klingelt. Pakete werden beim Nachbarn abgegeben und auf meine Spende verzichtet man sehr gerne.

Als vor kurzem mein Bruder ein paar Wochen zu Besuch bei mir war, habe ich ihm sehr verständlich klar gemacht was ihn erwartet wenn er mich morgens nur anspricht, Todesblick und abruptes Ableben, daraufhin hat er es vorgezogen bis zur Mittagszeit zu schlafen. Geht doch, man muss nur mit den Leuten reden! Rückrufe egal von wem und an wen werden so koordiniert, das sie ab dem späten Vormittag stattfinden. Auch auf das Radio kann ich gut verzichten, keine Moderatoren bitte, die sich als sinnfreie Unterhaltungsclowns präsentieren und keine Nachrichten über neue Schreckensmeldungen, NICHTS die erste halbe Stunde nach dem Aufstehen.

Ich sitze in der Küche, Kaffeetasse in der Hand, Blick aus dem Fenster und versuche mein Gehirn auf Tag zu schalten, dann für 45 Minuten ins Bad. Wenn ich nach dieser Zeit wieder auf der Bildfläche erscheine bin ich einigermaßen ansprechbar, da haben andere schon ihren halben Wortschatz für den Tag verbraucht, und je später es wird umso gesprächiger werde ich. Wenn andere ins Bett gehen wollen, ist bei mir noch unaufhaltsamer Redefluss angesagt.

Ja mein Biorhythmus ist ein wenig anders aber ich komme damit zurecht, ich sehe nur ein sehr großes Problem auf mich zukommen. Für die neue Arbeitsstelle ab Mai ist es erforderlich um 8 Uhr morgens fit und höflich zu sein, es ist sicherlich nicht erwünscht wünscht wenn ich um diese Zeit die Hotelgäste anschnauze. Wie heißt es doch in einem Sprichwort: „Morgenstund hat Gold im Mund“, der Verfasser hat mich nicht gekannt! 😉

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